Wir haben mit Entsetzen festgestellt, dass uns die Zeit davonrast und wir unbedingt ein bisschen Gas geben müssen, damit wir von Bolivien, Peru und Ecuador auch noch was sehen. Mit den Distanzen in Chile haben wir uns leicht verschätzt - die 5000 km durch Chile sind verdammt lang bzw. 8 Monate Ferien sind einfach zu kurz... Deshalb haben wir uns entschlossen, nicht alle vom Reiseführer genannten Highlights abzuklappern und mal ein paar Kilometer durchrasen. Für eines haben wir uns allerdings Zeit genommen: Canopy über den Baumwipfeln bei Pucon - das angeblich Längste in Südamerika mit 3600 Metern Länge....

 

 

So haben wir in den Touriorten an den überfüllten Stränden von Chile wie Valparaiso und Vina del Mar nicht viel Zeit verschwendet und sind entlang der Küste bis in die Hauptstadt Santiago de Chile gefahren. Eine Garantie, sich den Tag zu versauen, hat man, wenn man sich mit dem eigenen Auto in den Stadtverkehr stürzt. Da wir auch nicht bereit waren, die horrenten Hotelpreise zu bezahlen, haben wir uns auf einem Campingplatz weit ausserhalb niedergelassen und haben die restlichen 40 km mit dem Linienbus für schlappe 1 Euro zurückgelegt. Die Hauptstadt Chiles mit seinen Kolonialbauten und der Andenkette im Hintergrund hat uns sehr sehr gut gefallen - für Fussfaule wie uns haben sie sogar eine Funikularbahn gebaut, mit dem auch wir auf den höchsten Hügel kamen und den wahnsinnig tollen Ausblick auf Santiago geniessen konnten.

 

 

 

 

Als wir am nächsten Tag in einer "Bäckerei" auf frisch gebackenes Brot warteten, wollte uns der Bäckereichef eine Freude bereiten und schenkte uns zur Überbrückung der Wartezeit eine einheimische Spezialität, die wir unbedingt probieren müssen! Ein Blick auf die Leckerei verriet uns, dass es Merengue mit dem von uns strikt gemiedenen zuckersüssen Dulce de leche (Karamelpampe) ist. Oh nein, oh nein, wie kommen wir da nur drumherum, das ist so süss, da ziehts einem wirklich die Plompen raus.

Äh, das ist sehr nett, aber wir teilen uns eines.. Nein, nein, jeder bekommt eins. Ah super - danke. Wohin nur damit - essen geht gar nicht. Als der nette Herr kurz wegsah, verschwand es ab in die Hosentasche, Hauptsache nicht im Mund.... 

 

Nach Santiago verschlug es uns in das Städtchen La Serena, - wo es im Hinterland nur so an Observatorien zur Sternenbeobachtung wimmelt. Beim Durchlesen des Reiseführers stellten wir fest, dass wir schon vor Monaten eine Reservierung hätten machen müssen, damit wir die astronomische Forschungsstation der USA El Tololo - eine der wichtigsten Observatorien der Welt - anschauen können. Die Besucherzahl ist begrenzt und die Führung findet nur samstags statt. Hm - das gibts doch nicht, jetzt sind wir hier und können so was nicht besuchen. Eines haben wir gelernt - Frechheit siegt - und so haben wir über Umwege und viel Glück einen Last-Minute-Besichtigungstermin zum Nulltarif ergattern können. Nachdem wir an der Universität unsere heissbegehrte Zutrittserlaubnis abgeholt hatten, brachen wir in Richtung Vicuna im Tal Elqui mitten in der Wüste auf. Am Abend besuchten wir das Touristen-Observatorium Mamalluca, wo wir durch Teleskope den wunderschönen, klaren Sternenhimmel beobachten konnten und nun endlich auch eine Ahnung haben, wie der Orion aussieht....

 

Der mühsame Weg zur Besichtigung von El Tololo auf 2200 Metern hat sich absolut gelohnt und war einmalig:

 

 

 

 

Nach weiteren 100erten von Kilometern, schlugen wir unser letztes Nachtlager vor der ersten Andenüberquerung in Copiapo einer Tankstelle auf. Hier wechselte Romans 20-jähriger Rucksack den Besitzer. Einem etwa 60-jährigen Mann konnten wir damit so viel Freude bereiten - er bestaunte den Rucksack minutenlang, als sehe er sowas zum ersten Mal....

Am nächsten Morgen wurden die beiden Ersatzkanister und zusätzliche PET-Flaschen mit Benzin gefüllt, die nächste Tankstelle werden wir erst wieder in etwa 550 km antreffen und wer weiss, ob die dann auch Benzin haben. Und dann gings los zu einem der höchsten und spektakulärsten Andenüberquerungen, dem Paso de San Francisco mit der Passhöhe auf 4726 Metern.

Wir hatten keine Ahnung ob unser Auto Kraft genug in dieser Höhe haben wird, aber unser Guschti hat tapfer durchgehalten und es war nahezu ein Klacks für ihn. Im Gegensatz zu uns -obwohl wir 1-stündige Stopps auf 3000 und 3500 Metern eingelegt hatten, bekamen wir ab 4000 Metern nur sehr schwer Luft. Es war schon spät und wir beschlossen, neben der Polizeistation am wunderschönen Bergsee auf 4300 Metern unser Nachtlager aufzuschlagen. Im Nachhinein müssen wir zugeben, dass wir was Dümmeres wohl kaum machen konnten. Von Atemnot, Sauerstoffmangel, Kopfschmerzen geplagt, haben wir kein Auge zugemacht. Die Federn im Kopfkissen waren hart und zusammengepresst wie ein Stein, die Feuerzeuge liessen sich nicht mehr zünden und nachts wurde es bitterbitterkalt. Jeder Schritt brachte einen total ausser Atem. Wir waren so froh über den Sonnenaufgang - konnten endlich aufstehen, unseren Guschti parat machen und abzischen. Nochmal knapp 500 Meter aufwärts bis zur Passhöhe und dann endlich wieder abwärts bis auf 4000 Meter runter, wo wir die argentinischen Einreiseformalitäten erledigen mussten.

Was solls, wir habens überlebt und die gigantische Landschaft war es wert.

 

 

 

Inzwischen sitzen wir in dem schönen Städtchen Salta in Nordargentinien und sind am "Retablieren", d. h. nach mehreren Tagen ohne Duschmöglichkeit war es dringend nötig. Da hier in Salta die Campingfahrzeuge nahezu alle aufgebrochen werden sollen, entschieden wir uns, ein Zimmer im Hotel zu nehmen und das Auto sicher in deren Garage abzustellen.

 

Auf dem Weg nach Salta, durch die Quebrada de las Conchas, eine 80 km lange Schlucht mit unterschiedlichen Farben und Formen der Felswände.