Mittlerweile sind wir in der Stadt Arica, im Norden Chiles an der Grenze zu Peru.

Aber bis dahin war es ein langer Weg, der sich wegen der teilweise echt öden Landschaft furchtbar gezogen hat. Von Salta/Nordargentinien ging es über einen weiteren Pass über  knapp 5000 Meter nach Chile. Die argentinische Grenzabfertigung befand sich auf 4000 Metern, für uns unvorstellbar wie man hier Tag für Tag seine Arbeit verrichten kann. Die chilenische Eintrittskontrolle befand sich etwa 100km weiter direkt im Ort San Pedro de Atacama, wo sie wiedermal (zur Verhinderung der Einfuhr von Fruchtfliegen) unser Auto nach Obst, Gemüse und Fleisch durchforsteten. Beim Anblick der Paprikaschoten schlug sein Herz schon höher, weil er dachte, oh- jetzt gibt’s endlich mal wieder lecker Gemüse zum Abendessen – aber ne, nicht mit uns. Ich sagte ihm, dass ich die nicht hergebe, sondern dass wir sie halt jetzt an Ort und Stelle essen. Er verzog das Gesicht und meinte, dass das nicht schmecke. Tja, schade für ihn – aber uns hat  vor den Augen des Beamten gleich zigmal so gut geschmeckt…

 

Die Atacama-Wüste empfing uns mit brutaler Hitze und Staub – und der Ort San Pedro - naja – uns hat es nicht gefallen. Alles auf die Touristen ausgelegt, den ursprünglichen Charme eines Indianerdorfes hat es gänzlich verloren. Alle wollen zwar an den Touristen verdienen, wollen aber nicht wirklich was dafür machen. Ganz unmöglich ist es, irgendwo in den 10 Läden, die es extra angeschrieben haben, Brot zu kaufen. Zumindest am späten Vormittag haben wir nirgends mehr welches bekommen. Natürlich durften wir die Attraktion nicht auslassen, wegen der alle hierherkommen: das Valle de la luna (Mondtal). Die Gesteinsformen sind echt fantastisch und wenn die Sonne untergeht, schaut es wirklich ein bisschen aus wie auf dem Mond. Nur soviele Touristen laufen auf dem Mond wohl nicht herum…

 

Quer durch die Atacama besuchten wir die Salzlagune Chaxa mit ihren Flamingos, wo wir zusammen mit einem anderen deutschen Paar den kitschigen Sonnenuntergang genossen. Da wir nachts – während wir schlafen – die Flamingos stören, - klar tagsüber wo sie Geld damit einnehmen können und die Menschen zu Horden in den Park einfallen – werden die Tiere nicht gestört! -  durften wir nicht auf dem Parkplatz übernachten, sondern mussten in Begleitung des Parkwächters bis vor das Tor des Parkes fahren. Da es schon dunkel und die Strassen wie immer sehr schlecht waren, blieben wir einfach mit den anderen zusammen mitten in der Atacama stehen. Der Sternenhimmel war wie immer fantastisch und wir genossen die Ruhe.

Von San Pedro fuhren wir nach Calama, wo wir die grösste offene Kupfermine der Welt besuchen konnten. Bei  einer Grubengrösse von 3 km x 5 km sahen die 300 Tonnen schweren Laster aus, wie Spielzeugautos. Mittlerweile beträgt die Tiefe 1 km und die Laster brauchen 45 Minuten um ihre Ladung von 380 Tonnen nach oben zu befördern. Aus 100 kg Abbruch bleibt gerade mal 1 kg Kupfer hängen, der Rest wird auf Abhalden rundherum abgeladen. Das Dörfchen Chuchuquamata mit seinen 20.000 Einwohnern wurde 2008 komplett umgesiedelt, weil die Abhalden immer näher an das Dorf herankommen. Wir fanden es wahnsinnig spannend und gleichzeitig sehr traurig, wie die Erde ausgebeutet wird.

Nachdem im Reiseführer steht, dass es ein Muss ist, das höchstgelegene Geysirfeld der Welt in El Tatio zu besuchen, und alle anderen auch in die Richtung fuhren, dachten wir, dass wir das dann halt echt nicht auslassen können. Also fuhren wir los und entschieden uns für eine Route, die zwar gemäss Landkarte sehr schlecht sein soll, aber der Münchner Polizist die ja gefahren war und meinte, sie wäre recht gut. Wir freuten uns noch sehr über das Schild „camino cortado“ was unserer Übersetzung nach soviel bedeutet wie „Abkürzung“. Es war die schlimmste Strasse, die wir je gefahren sind. Das Auto haben wir nur noch durchrollen lassen, Maximalgeschwindigkeit 5 km pro Stunde über kantige Felsbrocken durch riessige Löcher usw. Nach 6 Stunden „Fahren“ und einer Übernachtung in der Pampa trauten wir unseren Augen nicht: Die Strasse war abgeschnitten, durch einen Fluss einfach weggespült. Wir schauten uns an und wären am liebsten in Tränen ausgebrochen. Das kann nicht wahr sein. So mühsam Meter für Meter zurückgelegt und jetzt müssen wir diese scheiss Strasse wieder zurück. Und da fiel es uns wie Schuppen von den Augen: „cortado“ heisst nicht „abgekürzt“, sondern abgeschnitten. Ja das haben wir wieder toll hingekriegt, irgendwie sind die anderen wohl doch eine andere Strasse gefahren. Also, wieder alles zurück bis wir Stunden später über eine andere scheiss Strasse doch noch auf 4300 Metern bei den Geysiren ankamen. Wir können noch nicht mal sagen, die ganze Mühe hätte sich gelohnt. Geysir ist Geysir, wenn man mal einen gesehen hat, dann sieht einer wie der andere aus….

 

Gelohnt hat sich dann schon eher die Umgebung und die Wüsten- oder Aymaradörfer:

 

Nach Calama waren wir froh endlich wieder in Richtung Meer fahren zu können. Endlich wieder Wasser sehen. Seit 5 Wochen hatten wir keinen Regen mehr und wenn wir unsere geplante Reiseroute so anschauen, wird sich das so schnell nicht ändern. Uns war es gar nicht bewusst, dass sich die Atacama-Wüste so lang streckt und sogar noch in Peru an der Küste entlang zieht. Wir mussten ein bisschen über den improvisierten Golfplatz mitten im Staub lachen, wo wir eine Nacht zum Schlafen stehen durften. Eigentlich der perfekte Platz für einen Campingplatz, herrlich am Meer gelegen, - aber bei ihnen endet wie so vieles in einer Müllhalde.

 

In Iquique, weitere 300 km an der Küste entlang - trafen wir wieder die Münchner, die wir schon in San Pedro getroffen hatten. Für die Nacht stand der Karneval an – gemäss den Plakaten war der Beginn 20 Uhr. Ok,  wir dachten, dass wenigstens so eine Veranstaltung nicht erst nach südamerikanischer Zeit anfängt, sondern pünktlich starten würde. Um 2130 Uhr fing es dann doch tatsächlich an, aber das Warten hat sich gelohnt. Gleich die erste Gruppe der Diabladas Oruru aus Bolivien war einfach nur der Hammer zum Anschauen. Die wunderschönen Kostüme und ihre Tanzschritte haben uns echt begeistert.

 

Nun sitzen wir in Arica fest, denn unser Guschti hat einen Getriebeschaden erlitten - weiss der Geier, wielange wir es hier in diesem staubigen Nest aushalten müssen. Heute morgen haben wir alle Hotels dieser Stadt abgeklappert um eine passable Unterkunft für einen längeren Zeitraum zu finden. Dabei haben wir so einiges erlebt und kennen jetzt vermutlich alle Hotels dieser Stadt, aber was wirklich hübsches gemütliches haben wir nicht gefunden. Wir können nur beten, dass wir bei der momentanen Lage aufgrund des Erdbebens kein Ersatzteil aus der Hauptstadt Santiago de Chile brauchen - das würde vermutlich sehr lange gehen.

Zuerst waren wir heilfroh, dass es hier mitten in einer Stadt passiert ist und nicht irgendwo in der Pampas. Aber als der Abschleppdienst kam und unser Auto "Cortellini-Like" aufgeladen hat, war uns nicht mehr zum Lachen. Das kleine Abschleppauto ist fast unter unserem Guschti zusammengebrochen und da wir ja bis zur Werkstatt auch noch oben drin sitzen mussten, spürten wir jede Bodenwelle und hatten bei der kleinsten Kurve das Gefühl, wir kippen um oder unser Auto kippt von der Ladefläche. Dafür hatten die Bewohner hier auch mal wieder was zum Schmunzeln, als sie uns da in unserem Guschti auf der Ladefläche vom Abschleppdienst durch die Gegend haben fahren sehen....