Am 29.12. ging es endlich los – juhuu Antarktis wir kommen! Unser Schiff – die Clipper Adventurer lag schon im Hafen von Ushuaia und wartete auf uns…..

Unsere lieb gewonnene argentinische Familie brachte uns um 1500 Uhr zum Versammlungspunkt, wo wir mit einem Bus zum Schiff gefahren wurden. Die ersten Eindrücke als wir an Bord kamen, verschlugen uns die Sprache – wow! – was für ein Luxusschiff. Alles war schrecklich nobel, wunderschön eingerichtet und wirkte frisch renoviert. Nach dem üblichen Papierkram konnten wir unsere Kabine beziehen.  Wir hatten das Glück und waren in einer der grössten Kabinen an Bord untergebracht, zwar ganz unten und ganz am Ende, aber dafür ganz ruhig.

 

Um 1900 Uhr befanden sich alle an Deck, das Horn ertönte und die Clipper Adventurer  legte ab durch den Beagle-Kanal in Richtung Falklandinseln.

 Im Lauf des Abends erfuhren wir, dass anstatt 122 Passagieren dank der Wirtschaftskrise nur 87 Personen an Bord sind, davon etwa 15 als Schnäppchenjäger zum Last-Minute-Preis wie wir. Die meisten aus den USA, Australien, Südafrika, Neuseeland, Israel, 3 Schweizer und 4 Deutsche (uns eingerechnet).  Wie wir zu einem späteren Zeitpunkt erfahren haben, wurden viele kurzfristig auf dieses Schiff umgebucht, weil viele andere Schiffe mit demselben Ziel von den Veranstaltern storniert wurden.

Am 31.12. morgens war zum ersten Mal Land in Sicht - die Falklandinseln!  Neben unserem Schiff schwammen die ersten Delfine, die uns über einige Kilometer begleiteten. Bei strahlendem Sonnenschein und kitschig blauem Himmel machten wir auf Carcass Island die erste Zodiac-Anlandung, wo wir durch die beiden Inselbewohner mit Kaffee, Tee und Gebäck empfangen wurden. Bei einem schweisstreibendem Spaziergang entlang der Bucht konnten wir die tolle Landschaft, viele nur dort lebende Vögel  und Pinguine bestaunen. Wir waren viel zu warm angezogen, schliesslich hat man uns eingetrichtert, dass das Wetter hier sehr schnell umschlagen kann und wir für das Schlimmste gerüstet sein müssen.

 

 

Am Nachmittag wurden wir auf Saunders-Island abgeladen, wo wir wieder in kleinen Gruppen mit den Zodiacs an Land geschippert wurden. Dort wurden wir von wirklich riesigen Pinguinkolonien erwartet, die am Strand herumstanden oder unterwegs zu ihren Nestern in den Hügeln waren. Über die Rockhopper-Pinguine konnten wir uns unheimlich amüsieren, wie sie den steilen Hang nach oben zu ihren Nestern hüpften und nicht selten über im Weg liegende Steine stolperten. Manche waren so neugierig, dass sie sogar an unseren Gummistiefeln herumpickten. Ein weiteres Highlight waren die Albatrosse, die ebenfalls in einer riesigen Kolonie hier lebten. Die meisten sassen auf ihren gebauten Nestern und hüteten ihre Küken.

 

 

Am Abend waren alle ziemlich erschöpft von den Tagesaktivitäten, sodass der Start ins neue Jahr nicht übermässig gefeiert wurde.

An Neujahr legte das Schiff im Hafen von Port Stanley vor Anker – der Hauptstadt der Falklandinseln. Mit einigen Bussen wurden wir 4 km über die Insel zu einer Bucht gebracht, die zwar nichts besonderes  war – aber den Weg dorthin und die Informationen die uns die einheimische Reiseleiterin gab, fanden wir sehr interessant. Viele schöne Plätze sind abgesperrt und können nicht betreten werden, da noch immer Tretminen aus dem Falklandkrieg von 1982 versteckt sind und es niemand für nötig hält, diese zu entschärfen. Angeblich fängt man jetzt langsam damit an…

Auf den Inseln leben ca. 2500 Menschen, davon 2100 in der Hauptstadt Stanley.

 

Die meisten sind britische Staatsangehörige und geniessen damit jede Menge Vorzüge, die ihnen die britische Regierung zukommen lässt, wie z. B. die Bezahlung des Studiums ausserhalb der Falklandinseln. Mit Militärmaschinen können die Einheimischen billigst nach Grossbritannien fliegen und in medizinischen Notfällen werden sie kostenlos nach Uruguay, in die USA oder Grossbritannien ausgeflogen. Die Falklandinseln sind frei von Kriminalität – klar – hier kennt jeder jeden…

 

Nach den Falklandinseln stand Südgeorgien auf dem Programm, was bedeutete, dass wir die folgenden 3 Tage auf See verbrachten.

Die Seetage wurden uns durch die Crew sehr angenehm gestaltet – vor allem mit Essen – richtig gutes, leckeres Essen wie man es sonst in 5-Sterne-Hotels serviert bekommt. Einige Backpacker, die wie wir zum Last-Minute-Preis an Bord landeten, sahen mal wieder was anderes als Pasta mit Tomatensauce und schaufelten dementsprechend alles weg, was uns an Essen angeboten wurde. Zwischendurch erhielten wir von den Biologen, Geologen und Historikern Vorträge über die Flora, Fauna, über Shackletons Expedionsreisen zu Beginn des 20.Jahrhunderts, die Klimaerwärmung und ihre Folgen usw….

Wir hatten so super Wetter, dass wir einen Tag früher als geplant in Südgeorgien ankamen – selbst der Expeditionsleiter hat das in all den Jahren noch nie erlebt….!

Die Aktivitäten in Südgeorgien fanden wieder bei traumhaften Sonnenschein und strahlend blauem Himmel statt. Bei unseren Anlandungen wurden wir immer von einer atemberaubenden Tierwelt in Empfang genommen. Mal waren es hunderte von Pelzrobben mit ihren kleinen Wollknäuls – den Jungtieren – die mit ihren 2 Wochen gerade dabei waren, die Welt zu entdecken und keinerlei Scheu hatten, sich uns zu nähern. Ihre Mamis suchten den Kontakt zu uns, um uns zum Spielen herauszufordern. Sie kamen ganz schnell auf einen zugerannt und man konnte sie nur durch kräftiges in die Händeklatschen davon abhalten, einen anzuspringen.

 

 

An anderen Stränden, wie Salisbury Plain oder der St. Andrews-Bay wurden wir von den beiden grössten Königspinguinkolonien der Welt empfangen. Auch hier waren die Küken bereits aus dem Gröbsten raus und standen mit ihrem hässlichen braunen Flauschfell zwischen ihren hübsch aussehenden Eltern. Manche Küken haben uns offenbar mit einem Elternteil verwechselt, sind uns auf Schritt und Tritt gefolgt  und haben uns nicht selten um Futter angefleht. Bei allen Anlandungen hatten wir mehrere Stunden Zeit, wo wir uns frei bewegen konnten. Es war ein tolles Erlebnis, so nah bei den Tieren zu sitzen und sie zu beobachten, wie sie ihre Küken füttern oder sich gegenseitig mit den Flügeln hauen, weil sie sich um dasselbe Weibchen streiten.

Wanderung von Fortuna Bay nach Stromness Bay:

In der St. Andrews-Bay und Gold Harbour trafen wir dann endlich auf die herbeigesehnten riesigen Kolonien von See-Elefanten. Die Männchen werden bis 5 Meter lang und wiegen ca. 4 Tonnen, während die Weibchen nur bis 3 Meter gross und ca. 900 kg schwer werden. Die meiste Zeit liegen sie faul herum und schmeissen mit ihren Flossen Sand auf den Rücken, der sie vor der Sonne schützen soll. Die Männer haben alle Hände voll zu tun, um ihr Revier und ihren Harem von bis zu 100 Weibchen gegen andere männliche Rivalen zu verteidigen. Dabei richten sich brüllend auf, drücken und schubsen anschliessend mit ihren Oberkörpern den Eindringling aus ihrem Revier. Das absolute Highlight war allerdings, zu sehen, wie sich diese 4-Tönner fortbewegen.

 

An einem anderen Tag wurde eine etwa 4-stündige Wanderung organisiert, die natürlich – wie immer – bei fantastischem Wetter stattfand. Das Ziel der Wanderung war die ehemalige Walfangstation Grytviken. Das „Dörfchen“ ist das ganze Jahr über von wenigen Wissenschaftlern und Museumsangestellten bewohnt.

Unser Schiff hatte in der Bucht von Grytviken geankert. Auf dem Aussendeck wurde durch die Crew ein super Barbecue-Abend veranstaltet, zu dem auch die „Bewohner“ von Grytviken eingeladen waren. Wir können es kaum fassen, dass wir solch grosses Glück mit dem Wind haben. Das Meer in der Bucht war so still, dass man meinen konnte, wir sind auf einem See. Eine Angestellte des Museums von Grytviken sass bei uns am Tisch und erzählte uns, dass für Weihnachten drei Expeditonsschiffe angemeldet waren. Alle 3 mussten aber über mehrere Tage vor der Bucht Schutz suchen, weil 180 km/h starke Windböen durch die Bucht fegten. Die Schiffe müssen so geschaukelt haben, dass es unter den Passagieren zu dutzenden Arm- und Beinbrüchen kam. Super – und wir sitzen hier auf dem Aussendeck bei strahlendem Sonnenschein und veranstalten einen Grillabend!!!

Gold Harbour mit Königspinguinen, Chinstrap-Pinguinen, Seeelefanten und Maccaroni-Pinguinen:

 In den 4 Tagen Südgeorgien konnten wir rekordverdächtige 8 Anlandungen an unterschiedlichen Buchten machen. Wie wir zu einem späteren Zeitpunkt erfahren haben, mussten andere Schiffe, die wenige Tage nach uns kamen, aufgrund der starken Winde Südgeorgien links liegen lassen und gleich weiter in Richtung Antarktis schippern…

 


 

Nach 3 Tagen Seefahrt, die wieder aussergewöhnlich ruhig und ohne nennenswerten Seegang verliefen, erreichten wir die Inseln, die der antarktischen Halbinsel vorgelagert sind. Unterwegs sind wir auf Buckelwale und Orcas gestossen, die sich vor und neben unserem Boot im Wasser vergnügt haben.

Die Antarktis erwartete uns mit vielen treibenden Eisbergen,  etwas kühleren Temperaturen und wolkenverhangenem Himmel.

 

Am 11.01. um ca. 0800 Uhr betraten wir in der Bucht von Brown Bluff den 7. Kontinent.

Wow – was für ein Gefühl !  Wir sind angekommen – wir sind tatsächlich in der Antarktis!  – Vor 3 Jahren im Antarctic Center in Christchurch/Neuseeland haben wir diesen Flecken kennengelernt und nun sind wir echt da….Die Sonne und der Wind haben uns auch heute nicht im Stich gelassen und wir können unsere 3-stündige Anlandung voll geniessen. Vor allem Adelie-Pinguine sind hier mit ihrer Kolonie zuhause. Wie Torpedos schiessen sie durch die Brandung auf den Küstenstreifen zu und springen wie aus dem nichts aus dem Wasser, landen auf ihren beiden Beinen, schütteln sich kurz und tappeln dann los zu ihren Nestern. Wahnsinn – wir können uns nicht sattsehen…..

Die Adelies sind die lustigsten Pinguine, die wir auf unserer Antarktis-Reise getroffen haben. Oft haben wir die Mütter beobachten können, wie sie vor ihren Küken davon gerannt sind, die den Kragen nicht voll bekamen und immer noch Futter wollten. Wenn sie sich entschlossen haben, ihre Nester zu verlassen und zu Fuss den „Highway“ durch ihre Kolonie in Richtung Meer anzutreten, treffen sie spätestens an den Felsen oberhalb der Brandung auf andere Gleichgesinnte. Wie auf Kommando warten sie ab, bis der erste ins Wasser springt, um diesem dann mit allen anderen hinterherzuspringen.

Eisberge und Barbeque in der Antarktis:

 

Zu guter Letzt sollten wir also unser Fett doch noch wegkriegen, gemäss der Wettervorhersage kündigten sich in der Drake Passage starke Winde an. Der Expeditionsleiter riet uns, besser auf die Zimmer zu gehen und die Anti-Seekrankheit-Pillen einzuschmeissen. Juhuu endlich ein bisschen Action, endlich mal hohe Wellen….aber leider – oder für manche – Gott sei Dank – alle Winde haben so gedreht, dass wir 2 Tage lang eine völlig problemlose Drake Passage hatten. Zwar hatte es mehr geschaukelt als zuvor, aber bei weitem nicht so stark, wie wir es befürchtet hatten.

Tja – und  jetzt sind wir also wieder zurück in der normalen Welt mit Autos, Geld und Lärm – selber einkaufen, selber kochen, keine  freundlichen „Guten-Morgen-Wake-up-calls“ vom Expeditionsleiter durch die Lautsprecheranlage, usw….

Für uns war es das absolute Highlight all unserer Reisen. Man kann es nicht mit Worten beschreiben, wie schön der letzte Flecken unberührter Natur dort in Südgeorgien und der Antarktis ist. Auch die Fotos können nicht das Gefühl wiedergeben, das wir hatten, als wir zwischen all den Tieren standen und sie beobachten konnten.

Warum wir mit so tollem Wetter gesegnet waren, wissen wir nicht. Alle Mitglieder des Expeditionsteams, die z. T. mehrere Jahre auf Basis-Stationen in der Antarktis verbracht haben und in den letzten Jahren an Bord von Schiffen mitgereist sind, hatten noch nie durchgehend so wahnsinnig tolles Wetter wie wir es hatten…