Seit unserer Überfahrt mit der Fähre von Colonia/Uruguay nach Buenos Aires sind schon wieder 10 Tage vergangen, in denen wir unglaublich viel erlebt haben.
Die Wiedereinreise nach Argentinien war vor allem für Kerstin nervenaufreibend, weil nur einer von uns den Papierkram erledigen durfte, der andere musste im Auto warten. Schlussendlich kam uns vermutlich zugute, dass wir gegen 2300 Uhr in BsAs angekommen sind und die Zollbeamten keine Lust mehr zum Arbeiten hatten. Auf dem schnellsten Weg haben wir die Strecke zum nächsten Hotel zurückgelegt, da man ja nachts nicht fahren soll.
Am nächsten Morgen sitzen wir im Hotel am Frühstückstisch und hören eine vertraute Sprache neben uns. Heinz und Heidi, ein älteres Schweizer Ehepaar, das vor zig Jahren nach Südafrika ausgewandert ist. Sie erzählen uns von ihrer bevorstehenden Reise mit dem deutschen Reiseveranstalter Rotel Tours – dem rollenden Hotel.
Gleich nach dem Frühstück kämpfen wir uns durch den verrückten argentinischen Strassenverkehr der Hauptstadt und machen fünf Kreuzzeichen, als wir endlich die Autobahn zum Verlassen der Stadt erreicht haben. Eigentlich besteht eine Hauptstrasse aus 3 markierten Fahrspuren – diese Markierungen hätte man sich aber schenken können, weil die Argentinier mindestens 6 daraus machen. Eigentlich kann man sich nur darüber wundern, dass es nicht alle paar Minuten kracht. Hier sind nicht einige Zentimeter Platz zwischen den fahrenden Autos, sondern einige Millimeter.
An der ersten Zahlstelle für Autobahngebühren stehen auf etwa 8 Spuren wartende Autos. Wie aus dem Nichts beginnt ein riessiges Hupkonzert, jeder trommelt einfach nach Belieben auf seiner Hupe herum. Keine Ahnung was los ist – offenbar macht man das einfach so, weil man mal 2 Minuten im Stau steht um seine Gebühr zu bezahlen. Weils so schön ist und man sich den Einheimischen ja anpassen soll, geben wir auch alles, haun auf die Hupe und lachen uns einfach nur kaputt wie durchgeknallt die hier sind. Als würde es nur 1 Sekunde schneller gehen mit ihrer Huperei….Die Angestellten dort in den Hütten konnten einem echt Leid tun.
Wie sollte es anders sein - keine 2 Stunden in Argentinien auf der Strasse und schon die erste Polizeikontrolle. Nicht schon wieder - langsam haben wir die Schnauze voll von Argentinien....Da die Stossstange ja hinten jetzt angeschweisst war, konnten sie das nicht mehr bemängeln. Also schnell was neues erfinden, um Geld in die Kasse zu holen: der Frontschutzbügel ist gegen die Vorschriften! Wäre gefährlich bei Zusammenstoss mit Fussgänger usw. bla bla...In dem Moment als das Wort "Geldbusse" gefallen ist, konnte ich (Kerstin) mich nicht mehr halten und hab meinen ganzen Frust an ihm ausgelassen, hab mich zurück auf den Fahrersitz gesetzt und auf blöd gestellt. Dann hat er extra schnell geredet, so ein doofes Blatt mit Gesetzesartikeln herausgezaubert und angefangen zu schreiben. Auf dem Zettel steht irgendwas, dass wir nicht mehr weiterfahren dürfen. Unterschrift haben wir verweigert, Zettel entgegengenommen und trotzdem durften wir weiterfahren - keine Ahnung was das ganze wieder sollte...Der nächste Polizist, der uns kontrolliert tut mir jetzt schon leid!!!
Unser nächstes Ziel war DER Urlaubsort der Argentinier: Mar del Plata. Zum Glück waren wir vor Beginn der Saison dort – sonst hätten wir vermutlich gleich die Flucht ergriffen. Wie kann man freiwillig hier seinen Urlaub verbringen? 100.000de Argentinier zieht es jetzt im Januar hierher, denn sie finden es einfach nur toll an überfüllten Stränden zu liegen…zu völligen Wucherpreisen kann man sich dann am Strand seine Kammer mieten, in der man den Tag am „Strand“ verbringen kann.
Ok – jedem das seine, wir verziehen uns lieber – Argentinien hat kilometerlange Strände, warum also hierbleiben…Vorher schauen wir uns noch den so hochgerühmten Fischerhafen an, der seine Ursprünglichkeit bewahren konnte, da das Hafenbecken zu niedrig ist und grössere Fischerboote nicht hineinfahren können.
Neben den vielen Fischerbooten liegen massenweise grunzende Seelöwen herum. Oft hört oder liest man zuhause in Zeitungen: „Kind wurde im Zoo von Löwen der Arm abgebissen“ oder ähnliches und immer fragt man sich, hä?, wie ist das passiert?. Nach unseren Beobachtungen dort im Hafen, ist uns absolut klar, wie so was passiert…..
Natürlich waren wir mit der Kamera immer parat, um das Foto zu schiessen, wenn der Arm im Maul des Seelöwen hängt oder der Kopf des Argentiniers fehlt.
Mancher Seelöwe springt lieber auf ein Fischerboot, weil er sich da nicht mit den dummen Touris rumärgern muss.
Nach Mar del Plata sind wir etwa 1000 Kilometer immer geradeaus gefahren und haben uns irrsinnig über jede Kurve gefreut, die die eintönige Fahrt abwechslungsreich gemacht hat. Wie es der Zufall will, treffen wir die Entscheidung in einem kleinen Städtchen am Meer „Las Grutas“ eine Nacht zu bleiben. Wir kommen schnell mit den anderen argentinischen Campinggästen ins Gespräch und sehen ganz begeistert zu, wie der Vater den Grill für die Parilla anfeuert. Schnell sitzen wir zu acht um unseren Tisch herum, trinken Wein und Bier und teilen das Fleisch was jeder zugesteuert hat und verbringen einen echt lustigen Abend – klar verstanden haben wir nicht viel, aber das hat es auch sehr lustig gemacht …
Nach weiteren 500 Kilometern geradeaus durch die Einöde erreichen wir das Weltkulturerbe „Peninsula Valdez“. Hier liegen bis Mitte Dezember die Wale mit ihren Neugeborenen in der Bucht und der Küste entlang gibt es massig Pinguine, Seelöwen und Seelefanten. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen kein Whalewatching zu machen, weil wir es von Neuseeland und USA kannten und man sowieso nur die Schwanzflosse sieht. Aber dieser Vorsatz hielt genau bis zum nächsten Morgen. Durch ein Gespräch mit einem Schweizer und anderen Deutschen wurden wir regelrecht gezwungen, auch mit dem Boot rauszufahren.
Und wir waren begeistert – man fährt (leider mit zig anderen Touris) in die Bucht, stellt den Motor ab und die Wale kommen von ganz alleine ans Boot, heben den Kopf, tauchen ab und zeigen dabei ihre Schwanzflosse oder toben sich mit Sprüngen aus. Irre – einfach der Hammer – wenn sich die 40 bis 50 Tonnen schweren, ca. 16 Meter langen Wale so zur Schau stellen.
Wir waren so begeistert, dass wir für abends grad noch die Sunset-Tour gebucht haben und nochmal zu den Walen rausgefahren sind. Andere haben sogar erlebt, wie sich der Wal den Kopf am Bootsrand gekratzt hat.
Auf dem Campingplatz haben wir noch einen sehr lustigen 63-jährigen „Professor“ mit seiner Frau kennengelernt, die mit einem Motorrad herumreisen.
Die beiden haben nur Blödsinn im Kopf und hecken einen Scheiss nach dem anderen aus. Beim Anblick ihres Frühstückes ist es uns grad schlecht geworden. Brot mit zentimerdick gestrichenem Erdbeerjoghurt und obendrauf Feigenkonfitüre…. Also wir haben ja gern Süsses, aber das ist nicht zu ertragen. Es ist so schade, dass sich unsere Wege nun wieder getrennt haben – mit denen hätten wir sicher noch so einiges erlebt….
Mit auf dem Campingplatz war auch das rollende Hotel von Rotel Tours mit den beiden Schweizern Heidi und Heinz, die wir in BsAs kennengelernt hatten.
Gestern haben wir Puerto Pyramides auf der Peninsula Valdez verlassen und der grössten Magellan-Pinguinkolonie einen Besuch abgestattet. Die ca. 2 Millionen Tiere sind von September bis April hier um ihre Eier auszubrüten und die Kleinen grosszuziehen. Auf schön angelegten Pfaden kann man quer durch das Gebiet laufen, indem sie in den Erdlöchern ihre Nester gebaut haben. Die Bewohner am Wegrand sind den Touri-Rummel sicher gewohnt. Aber andere, - laufen uns direkt vor die Füsse, erschrecken vor uns, versuchen davon zu rennen und stolpern dabei über ihre eigenen Füsse. Pinguine sind lustige, tolpatschige Tiere, die wir stundenlang beobachten könnten.
Gegen 2100 Uhr erreichten wir den Campingplatz in Camarones. Der Camping-Chief machte uns seinen Fisch so schmackhaft, den er im Angebot hatte, dass wir natürlich nicht ablehnen konnten. Zusammen mit einem anderen Gast nahmen wir am Tisch in der Küche Platz. Unser Tischnachbar Donald hatte schon mächtig Rotwein gebechert und hatte ein Fest mit sich selbst. Wir gaben uns wirklich alle Mühe, aber wir verstanden kein einziges Wort von dem was Ronald sagte. Schlussendlich mussten wir so lachen, dass er sich darüber kaputt lachte und wir wieder über ihn lachen mussten. Aber eins muss man sagen, 76 Jahre hätten wir ihm nicht gegeben.
Wie es der Zufall wieder einmal will erreichen am Tag darauf der leicht verwirrte Professor mit seinem "Mutti" den Campingplatz. Wir kamen gerade von unserer Delphin-Watching-Tour zurück und sahen die beiden schon von weitem, wie sie uns zuwinken. Unsere Delphin-Watching-Tour war mit einem einzigen Panda-Delphin zwar erfüllt, aber wir wollten ja eigentlich ganz viele sehen. Da traf es sich gut, den verwirrten Professor zu sehen und von unserem Ausflug zu berichten. Sofort waren sie Feuer und Flamme, am nächsten Tag denselben Bootstrip zu machen. Da wir die beiden so toll finden, haben wir uns entschlossen, auch noch eine Nacht zu bleiben und mit ihnen am nächsten Tag nochmal rauszufahren. Den ganzen Abend verbrachten wir mit "Tabu"-spielen. Wer dieses Spiel kennt, weiss, dass es sehr sehr lustig sein kann - besonders wenn ein Schweizer in hochdeutsch Begriffe erklären muss....(mehr darf ich nicht schreiben!)
Der Ausflug am nächsten Tag fiel sprichwörtlich ins Wasser, weshalb wir gezwungen waren, wieder den ganzen Tag zu spielen....(der verwirrte Professor hat seine Strategie geändert, damit er mit Roman auch mal gewinnen kann). Am Abend hat der Campingchief für uns und 2 Engländer (71 + 73 Jahre alt/jung) ein Lamm auf den Grill geschmissen....
Nach der 3. Nacht auf demselben Campingplatz mussten wir uns heute richtig zwingen weiterzufahren. Es hat uns wirklich sehr sehr gut bei Carlos und Sonja auf dem Campingplatz gefallen...