Zum Abschied haben wir uns am Tag nach unserer Rückkehr aus der Antarktis mit einigen Last-Minute-Passagieren im Irish Pub in Ushuaia getroffen. Auch der Käptain und sein Sicherheitsoffizier gesellten sich zu uns und gönnten sich ein Schlückchen auf die geglückte Reise und auf ihre nun anstehenden Ferien zu Hause bei ihren Familien.

 

Am Tag danach stand das Abschiedsessen mit unserer liebgewonnenen argentinischen Familie an. Danach hiess es endgültig „Adios Ushuaia“ – wahnsinn, ist der Abschnitt auch schon wieder vorbei… Werden wir jemals wieder hierher kommen – oder kommen sie uns vielleicht doch mal in der Schweiz besuchen?

 

Die nächsten 800 km nahmen wir Tom mit, der normalerweise als Backpacker mit den Bussen reisst. Zu dritt in unserem Fahrzeug reisen, erforderte ein bisschen mehr Organisation mit dem ganzen Gepäck. Zu allem Übel fuhren wir nur gegen den Wind und kamen gerade mal mit 60 km/h voran. Diesmal verliessen wir Feuerland auf einem anderen Weg -  von Porvenir setzten wir mit der Fähre nach Punta Arenas über.  

 

Von Punta Arenas fuhren wir weiter bis Puerto Natales – Eingang zu einer der beliebtesten National parks Südamerika „Torres del Paine“. Das Highlight sind drei ca. 1000 Meter nebeneinanderstehende kerzengerade nach oben ragende Granitfelsen. Was einmal geklappt hat, könnte ja noch öfters klappen: wir versuchen unser Glück nach 20 Uhr, in der Hoffnung, der Parkeingang ist nicht mehr bewacht und wir könnten uns die 60 USD Eintrittsgeld sparen. Doch leider haben sie uns den Gefallen nicht getan und so mussten wir halt den Batzen Geld hinlegen. Wäre unser Guschti nur 5 cm breiter gewesen, hätten wir 1 km später schon wieder umkehren müssen, weil wir an einer Holzbrücke gescheitert wären.

 

Im Park dachten wir uns, wenn die so frech sind und uns mit dem Eintrittsgeld so abzocken – (Einheimische zahlen nämlich gerade mal 10 Prozent des Preises), dann sind wir auch so frech und umgehen die Gebühren für den Stellplatz auf dem organisierten Campingplatz. Wir haben uns einfach auf die Grünanlage zwischen den beiden Massenunterkünften gestellt und fleissig ihre sanitären Einrichtungen mitbenutzt. So billig hatten wir noch nie so schöne Anlagen…Das Hotel verlangt wucherverdächtige 4600 USD für 7 Nächte. Also, der Park mag ja schön sein, aber das ist wohl echt übertrieben. Die meisten wandern dort mehrere Tage, wir haben uns für die Variante „Ausruhen am Fusse der Torres“ entschieden und 3 schöne Tage dort verlebt.

 

 

Nach einer weiteren Grenzüberquerung im Nirgendwo erreichen wir einmal mehr Argentinien. Mittlerweile strotzt unser Reisepass nur so von argentinischen und chilenischen Ein- und Ausreisestempeln – hoffentlich reichen die Seiten aus! Zuerst nahmen sie die Formalitäten noch ernst, bis ein paar freihabende Zöllner begannen eine Tischtennisplatte im Büro aufzustellen -  und plötzlich ging alles ganz schnell - keiner wollte unser Auto anschaun – jetzt gabs Wichtigeres: Tischtennisspielen.

 

Unser Ziel war der Perito Moreno Gletscher im Los Glaciares Nationalpark. Auch dieser mit bescheidenen 25 USD Eintrittsgeld pro Person. Wir probieren nochmals erst nach 20 Uhr reinzufahren, aber auch hier scheitert unser billiger Eintrittsversuch und wir müssen vor dem Parkeingang unser Nachtlager aufschlagen. Am nächsten Morgen können wir dafür dann ganz früh rein, fahren etwa 25 km, bis wir kurz vor dem Gletscher von einem stockbetrunkenen Ranger gestoppt werden, der irgendwas daher lallt, dass ab 0900 Uhr die Touristenfahrzeuge auf einem anderen Parkplatz geparkt werden müssen und wir dann mit einem Shuttle zum Gletscher gebracht werden. Ich schau auf die Uhr und sehe – es ist 2 Minuten nach 9 Uhr. Spinnt der oder will er uns verarschen? Gut, wir fahren auf den Parkplatz zu, machen eine riessige Runde um den Parkplatz, fahren wieder hinaus, an dem besoffenen Ranger vorbei, winken frech und fahren dann doch direkt zum Parkplatz beim Gletscher. Von dort kann man über viele neugebaute Laufstege sehr sehr nah an die Gletscherzunge des Perito Morenos ranlaufen. Überall hört man kleinere Explosionen – aber wir hatten leider nicht das Glück, einen Abbruch zu sehen. Von den Beobachtungsterrassen sieht man gerade mal 14 km des 32 km langen Gletschers.

 

Nächstes Naturschauspiel für Trekkingfreunde: das Fitzroy-Massiv in El Chalten. Da wir keine Bergsteiger sind, entschliessen wir uns auch hier, den Berg von unten zu bewundern und uns nicht körperlich zu verausgaben. Zudem haben wir von dem patagonischen Wind echt die Schnauze  voll. Öffnet man mal unvorsichtig beide Autotüren gleichzeitig, fliegt einem alles davon. Unser Fahrtempo von 60 km/h über mehrere 100 km wird zur Geduldsprobe und nachts werden wir ständig durchgeschüttelt, weil es echt schwierig ist, ein Plätzchen ohne Wind zu finden. Benzin zu finden, war auch nicht immer ganz einfach und ohne unsere beiden Ersatzkanister wären wir schon mal ohne Benzin dagestanden. Sehr oft kommen wir an die einzige Tankstelle im Umkreis von 200 km und finden einen Zettel an der Tanksäule „Hoy no super“ – heute kein Benzin…

Ab Chalten sind wir auf der berühmten Ruta 40 – einer Schotterstrasse - weiter in Richtung Norden gefahren. Teilweise war es echt frustrierend, weil neben der Schotterstrasse eine neu geteerte Strasse verlief aber noch nicht für den Verkehr freigegeben war . Übernachtet haben wir in kleineren Orten, wo man sich echt fragt: wie kann man hier leben? Keine einzige geteerte Strasse, - beim Laufen kann man nicht geradeaus gucken, weil einem  der Wind den Staub in die Augen haut, es gibt nur kleine Tante-Emma-Läden und im Umkreis von 200 km kommt nichts mehr. Da wir auch hier doppelt soviel für Getränke bezahlen müssen, schicken wir ein paar argentinische Jungs, die auf dem Campingplatz Kontakt zu uns gesucht haben, zum einkaufen. Dank ihnen sind wir sehr günstig an gutes Bier gekommen. Das schmeckt doch gleich viel besser!

Unsere Route führte uns weiter in die "Schweiz" von Südamerika - nach Bariloche. Aufgrund der Berichte von anderen Reisenden, dass hier quasi jedes Auto aufgebrochen wird, nehmen wir dann doch lieber die Umfahrung und schauen uns die Landschaft drumherum an.

Von dort ging es weiter nach San Martin de los Andes – den die oberen 10.000 für sich entdeckt haben. Hauptsächlich im Winter als Skiort, im Sommer superschön an einem Bergsee gelegen. Weiter ging es vorbei am „schönsten Berg der Welt“ – einem Vulkan namens Lanin und einer weiteren Grenzüberquerung nach Chile bis Pucon. Hier verbringen wir 3 Tage mit den Schweizern Jonas und Silvia, die bereits seit 2 Jahren unterwegs sind. Von ihnen erhalten wir viele viele gute Tips für unsere weitere Reise nach Peru, Bolivien und Ecuador.